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Das kleine mährische Mirabell

Schloss Kunín als Schloss Mirabell, Österreich

Es lebte einst ein Fürsterzbischof namens Wolf Dietrich, der sich in ein nichtadeliges Mädchen verliebte. Er meinte es ernst mit ihr und so ließ er für sie am Ufer der Salzach ein wunderschönes Lustschloss bauen, das er nach ihrem Familiennamen Altenau benannte. Sie lebten dort glücklich mit ihren fünfzehn Kindern, bis Dietrich inhaftiert und seine Lebensgefährtin aus dem Schloss vertrieben wurde. Der nächste Besitzer benannte das Schloss Altenau in das heute weltberühmte Mirabell um. Angeblich, damit es ihn nicht an das sündige Leben seines Vorgängers erinnert.

Die Residenz von Kunín (deutsch Kunewald) ist auch eine Geschichte der Liebe. Zwar einer anderen, jedoch nicht weniger faszinierenden Liebe… Das Schicksal der berühmtesten Bewohnerin des Schlosses, der Gräfin Maria Walburga, brachte nicht viel Glück in ihr Leben. Nach dem Tod ihrer Kinder und der Trennung von ihrem Ehemann wandte sie sich den Ideen der Philanthropie zu. Im Schloss gründet sie die Erziehungs- und Ausbildungsanstalt Philanthropinum, die bald zum Zentrum der Bildung in Mähren wird. An der Schule studieren Kinder aus allen sozialen Schichten – Kinder von Untertanen sowie von Adeligen, Mädchen und Jungen, Katholiken und Evangelikalen, Tschechen und Deutsche. Die Kinder lernen von morgens bis abends, und zwar alle Fächer, machen Ausflüge in die Umgebung, essen gesund und härten sich ab.

Aber auch in diesem Fall fand die Liebe kein glückliches Ende. Viele unterstützten die Innovationen im Schulwesen nicht. Deshalb wurde die Anstalt abgeschafft. Die als „erste Dame der europäischen Aufklärung“ titulierte Gräfin nahm das Ende ihres Lebenswerks sehr schwer. Vielleicht konnte sie zumindest der Gedanke an Hunderte von Kindern freuen, die dank ihr eine hochwertige Bildung erhielten. Einer von ihnen war auch der als „Vater der tschechischen Nation“ titulierte František Palacký, gebürtig aus dem nahen Dorf Hodslavice, ein bedeutender tschechischer Historiker und Politiker des 19. Jahrhunderts.

Neben den Geschichten der Liebe verbindet die Schlösser Mirabell und Kunín auch die Persönlichkeit des Johann Lucas von Hildebrandt. Der talentierte Architekt arbeitete für eine Reihe von Adelsfamilien, darunter auch die Familie Harrach. Für die Harrachs baute er in den Jahren 1726 – 1734 ein barockes Landschloss und einen Ort zum Ausruhen, und zwar gerade in Kunín! Einige Jahre zuvor baute er auch das Schloss Mirabell in Salzburg um, die Sommerresidenz der Erzbischöfe.

Beide Bauwerke tragen klare Spuren von Hildebrandt. Die Gartenfassade des Schlosses Kunín erinnert auffallend an die berühmte Salzburger Residenz. Es ist kein Zufall, dass österreichische Touristen es auch das „kleine mährische Mirabell“ nennen.

Verfügbarkeit von Touren in deutscher Sprache

Buchen Sie eine kommentierte Führung in deutscher Sprache per E-Mail an: kunin@muzeumnj.cz oder telefonisch unter +420 603 538 106 oder +420 556 749 420. In den Ausstellungsräumen finden Sie Infotafeln in englischer Sprache.

Besuchen Sie auch weitere Adelsresidenzen in der Region. Zum Beispiel das Schloss in Hradec nad Moravicí ist mit der Adelsfamilie Lichnowsky verbunden, Kunstsammler und Mäzene, die die bedeutendsten Künstler ihrer Zeit zu sich einzuladen pflegten.